Österreichs Strommix 2021: Erneuerbare bei 80 Prozent

Wien (energate) – Erneuerbare Technologien hatten im Vorjahr in der Stromerzeugung Österreichs einen Anteil von 80 Prozent. Dieser Wert blieb damit ähnlich hoch wie in den Jahren zuvor, während die Erzeugung insgesamt deutlich gesunken und die Stromimporte gestiegen seien, berichtet die Energieagentur mit Verweis auf Daten des europäischen Übertragungsnetzverbands Entso-E. Insgesamt belief sich demnach die inländische Stromerzeugung des Jahres auf 50,9 Mrd. kWh. Im Jahr zuvor haben Anlagen hierzulande noch 54,0 Mrd. kWh erzeugt (energate berichtete). Abgebildet in diesen Zahlen sind allerdings nur die Stromflüsse über das öffentliche Netz. Der Eigenverbrauch etwa aus Photovoltaikanlagen oder Strom aus firmeneigenen Gasturbinen sei in den Zahlen nicht enthalten, so Christoph Dolna-Gruber von der Energieagentur: „Schätzungsweise fehlen damit mehr als 20 TWh.“

Zahlen zur den einzelnen Erzeugungsarten

Bei den einzelnen Erzeugungsarten waren im Vorjahr die Laufwasserkraftwerke mit 26,7 Mrd. kWh wieder die dominierende Technologie. Insgesamt lieferten Laufkraftwerke und Pumpspeicher knapp 62 Prozent des im Vorjahr hierzulande erzeugten Stroms, was eher unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre liegt. An dritter Stelle bei den Erneuerbaren steht die Windkraft, die einen Anteil von knapp 7 Mrd. kWh oder 13,7 Prozent am Strommix hatte, was um 0,24 Mrd. kWh weniger gewesen ist als im Jahr zuvor. Einen weiterhin vergleichsweise geringen Beitrag leistet die Photovoltaik mit einem Anteil von 0,88 Mrd. kWh oder 1,7 Prozent sowie die Biomasse mit 1,44 Mrd. kWh oder 2,8 Prozent.

Anteil der Erneuerbaren bei bis zu 156 Prozent

Unter dem Strich lieferten Erneuerbare im Vorjahr an 12 Wochen mehr Strom als im Land verbraucht worden ist, so Zahlen des Übertragungsnetzbetreibers APG. Das heißt Österreich hätte sich in dieser Zeit zumindest bilanziell allein mit Erneuerbaren versorgen können. An einzelnen Tagen im Juli lag die Produktion mit Erneuerbaren sogar bei 156 Prozent im Verhältnis zum Verbrauch (energate berichtete). Übers ganze Jahr gesehen war die Wasserkraft in den Sommermonaten von Mai bis September besonders stark und erreichte ihren Jahres-Spitzenwert am 2. August mit 149,6 Mio. kWh. Die Windkraft produzierte vor allem im März, April und Dezember signifikante Mengen und erreichte am 13. April ihren Spitzenwert von 63,2 Mio. kWh. Die Photovoltaik verzeichnete im Mai die größten Erzeugungsmengen mit einem Spitzenwert von 6,5 Mio. kWh am 8. Mai.

An 57 Tagen kein Strom aus Gas

Thermische Anlagen lieferten insgesamt 10,20 Mrd. kWh Strom oder einen Anteil von 20,1 Prozent. Wie in den Jahren zuvor dominierte hier die Stromproduktion mit Erdgas mit 9,1 Mrd. kWh oder einem Anteil von 18 Prozent am gesamten Strommix. Weitere 1,7 Prozent stammen aus der Müllverbrennung. Auffällig sei gewesen, dass mit Erdgas arbeitende Anlagen an insgesamt 99 Tagen weniger als 5 Mio. kWh und an 57 Tagen gar keinen Strom geliefert hätten, so Dolna-Gruber: „Viele dieser Gaskraftwerke liefern auch Wärme für die Fernwärme, besonders in Wien.“

„Winterlücke“ und Stromimporte von September bis April

Bei der gesamten Versorgung bleibt Österreich jedoch weiter auf Strom aus dem Ausland angewiesen und ist lediglich zwischen Mai und Ende August Stromexporteur. In den restlichen Monaten ergibt sich eine „Winterlücke“, die mit Erneuerbaren allein nicht gedeckt werden kann. Um Stromüberschüsse aus dem Sommer in den Winter zu bekommen, sind nach Berechnungen des Verbund Volumina von etwa 10 Mrd. kWh an saisonalen Speichern nötig. Aktuell hat Österreich Pumpspeicher mit einer Leistung von 4.500 MW in Betrieb. Dem Verbund zufolge müsste sich diese Leistung in den folgenden Jahren verdoppeln (energate berichtete).

Bildquelle: Verbund AG

05.01.2022
Energiemarkt