Omikron stellt Energiebranche noch nicht vor Probleme
Berlin (energate) – In einigen Wirtschaftsbereichen macht sich der starke Anstieg der Coronainfektionen bereits bemerkbar. In der Energiebranche scheint die Lage noch beherrschbar. energate hat sich bei Betreibern von Kraftwerken und Netzinfrastruktur umgehört. Mit 164.000 Neuinfektionen mit dem Coronavirus meldet das Robert-Koch-Institut am 26. Januar einen neuen Höchststand. In Berlin machen sich die Folgen der gehäuften Erkrankungen durch die ansteckende Omikron-Variante bereits bemerkbar: So fahren Busse und U-Bahn in größeren Abständen, weil Personal fehlt. Beim örtlichen Stromnetzbetreiber Stromnetz Berlin ist die Lage dagegen noch entspannt. “Wir haben im gesamten Unternehmen derzeit wenige Krankheits- und Quarantänefälle”, sagte ein Sprecher zu energate. In den kritischen Bereichen, in denen es um die Aufrechterhaltung der Stromversorgung geht, seien nur wenige Mitarbeiter betroffen. “Die aktuelle Situation ist beherrschbar.”
Grundsätzlich scheint sich die Einschätzung in der Energiebranche damit seit Beginn der Omikron-Ausbreitung vor knapp zwei Monaten nicht verändert zu haben (energate berichtete). Damals hatte der Corona-Expertenrat der Bundesregierung vor den Folgen einer massenhaften Erkrankung des Personals für kritische Infrastruktur (Kritis) wie den Energiesektor gewarnt. Die Unternehmen haben ihre Pandemie-Maßnahmen seither noch einmal überprüft, auch auf Druck von Bundes- und Landesregierung. Seit zwei Jahren gelten in der Energiebranche ohnehin wie überall strenge Hygienevorschriften und Homeoffice-Gebote. “Die getroffenen Maßnahmen haben dazu beigetragen, dass bisher keine Gefährdungen der Grundversorgung eingetreten sind”, heißt es in den Bund-Länder-Beschlüssen vom 24. Januar.
Weitere Maßnahmen für kritische Infrastruktur wurden nicht beschlossen.
Kraftwerke: Kasernierungen nicht ausgeschlossen
Die Lage ist aber dynamisch. Der Höhepunkt der aktuellen Infektionswelle wird erst im Februar erwartet. Dann könnten weitere Maßnahmen greifen. “Beim Erreichen eines kritischen Personalbestands werden wir das interne Tagesgeschäft, wie zum Beispiel Instandhaltungsmaßnahmen, zurückfahren, um immer ausreichend Personal für die Aufrechterhaltung der Stromversorgung bereitzuhaben”, heißt es von Stromnetz Berlin. Ein Sprecher der Stadtwerke München verweist auf die bereits geltenden Maßnahmen. Das Personal in Kraftwerken arbeite etwa in festen Teams und Schichten, ohne Kontakt zueinander. Die Versorgung sei so auch dann gesichert, wenn es in einem Team eine Infektion gebe. “Zusätzlich sind Vorkehrungen für eine mögliche Kasernierung des Schichtpersonals getroffen” ergänzte der Sprecher.
Auch bei der N-Ergie in Nürnberg ist die Lage aktuell noch ruhig. Bislang hatte die Corona-Pandemie keinerlei Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit, hieß es auf Nachfrage. Der Nürnberger Versorger lässt das Schlüsselpersonal in Leitstellen ebenfalls getrennt voneinander arbeiten. Ein Sprecher verwies zudem auf die hohe Impfquote von 90 Prozent. Diese habe dazu beigetragen, dass es im Vergleich zum Bevölkerungsschnitt weniger Infektionen gab.
Onyx Power, Betreiber der Kohlekraftwerke Wilhelmshaven und Zolling verzeichnet aktuell ebenfalls noch keine größeren Auswirkungen durch Omikron. Wie überall gelten im Unternehmen strenge Hygienevorgaben. Einzelne, krankheitsbedingte Ausfälle konnte der Betreiber bisher kompensieren. “Wir beobachten die weitere Entwicklung der Pandemie sowie die gesetzlichen Rahmenbedingungen an den Standorten genau”, teilte eine Sprecherin mit. Als “Ultima Ratio” bereitet sich das Unternehmen auch auf eine temporäre Unterbringung von Teilen der Betriebsmannschaft auf den Kraftwerksgeländen vor. Ob und wann ein solcher Schritt erforderlich ist, werde mit dem Betriebsrat besprochen.
ÜNB: Auf Verschärfung vorbereitet
Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion hat seine Pandemiepläne mit Ausbreiten der Omikron-Variante noch einmal angepasst, heißt es auf Nachfrage. “Wir sind weiterhin auf eine Verschärfung der Situation vorbereitet”, betonte eine Sprecherin gegenüber energate. Um das Netz stabil zu halten, arbeiteten deutsche und europäische Übertragungsnetzbetreiber weiter eng zusammen. Zu den im Einzelnen ergriffen Maßnahmen wollte sich das Unternehmen nicht äußern. Auch bei der Eon-Tochter Westenergie wird die Pandemielage fortlaufend beobachtet. Aktuell gebe es noch keine Einschränkungen in den Arbeitsabläufen, hieß es auf Anfrage. Allerdings verstärkt das Unternehmen wieder die internen Kontaktbeschränkungen. Wer kann, soll von zu Hause arbeiten. Technische Teams arbeiteten bereits überwiegend getrennt voneinander.